Von der Torheit der Unwürdigen
Es war einmal vor noch gar nicht allzu langer Zeit ein für seine große Güte sehr bekannter und beliebter König. Dieser ehrenvolle Herrscher wollte nun seine Edlen, Vornehmen und Bedeutenden zu einem sehr großen Festmahl einladen. Zu einem Hochzeitsfest - einem wahrlich gigantischen Hochzeitsfest für seinen Sohn. Viele wollte er einladen, Weise und Edle, Leute auf die man schaut. Voller Vorfreude sandte er seine Boten zu ihnen.
Aber schon bald merkte er, dass die Gäste, die er einzuladen vorhatte, dessen nicht würdig waren. Sie waren umtriebig und beschäftigt und so angefüllt mit Arbeit und Terminen, dass sie nicht kommen wollten. Das Fest war ihnen die Mühe des Weges nicht wert.
So dachte der König nach, wer wohl würdig sei, zu seinem großen Festmahl geladen zu werden. Und er stellte fest, dass niemand aus dem ganzen Volk es wert sei. Niemand!
Der König, voller Großmut, Weitherzigkeit und Liebe lud nun andere Menschen ein. Sie waren der Einladung nicht würdig - aber es waren Menschen, die dies wussten. Es war ein elendes Volk, das die Boten zusammenbrachten: Versehrte, Blinde, Lahme, Taube, Krüppel, Ausgestoßene, Abschaum - körperlich und geistig lahm und blind und taub. Krank im Sinn und krank im Herzen.
Viele von denen, die der König einladen ließ, wollten indes auch nicht kommen. Sie hielten das Angebot für Augenauswischerei oder Betrug oder eine schöne Lüge oder dummes Gewäsch oder einfach lachhaft. Und auch sie bemühten sich nicht auf den Weg.
Einige aber der unwürdig Eingeladenen kamen. Sie wurden mit neuen weißen Kleidern bekleidet, sie wurden gewaschen, gereinigt und in einen herrlichen Saal geführt, in dem sie auf die Ankunft des Bräutigams warten durften. Die Neuangekommenen verharrten staunend still und glücklich, ergriffen von all dem Schönen, das sie umgab und der Freude, die sie erfüllte - der Freude des Wartens auf das große Fest.
Aber schon bald fingen einige der bereits seit längerem Wartenden miteinander zu flüstern an und zu beratschlagen. Sie überlegten, wie der Bräutigam wohl sein würde und wie der König wohl sein würde und wie das Fest aussehen werde und wer noch zum Warten kommen würde.
Und es entstand ein Murmeln und Raunen.
Plötzlich entdeckte man einen Neuankömmling. Sein Gesicht war entstellt, hässlich, vernarbt – auch am Hals, an den Händen, an den Füßen und man schrie: „Was hat dieser hier zu suchen?“ „Er hat eine Krankheit!“ „Wer hat diesen eingeladen?“ „Solche will der König nicht, er will nur uns als seine Gäste!“
Und es entstand ein großer Streit.
Die Blinden schlossen sich zusammen und die Lahmen und die Tauben und die, die einfältigen Geistes waren, und manch einer erzählte, dass nur seine Gruppe zu den wirklich Eingeladenen gehöre, die anderen hätten sich eingeschlichen und würden niemals hineingelassen werden zum Fest.
Die Tauben spotteten über die Blinden, was sie denn hier wollten, sie können die Herrlichkeit des Festes ja gar nicht genießen! Die Blinden schrien zurück, was die Tauben denn wollten, sie könnten die Stimme des Bräutigams doch gar nicht hören!
Und es ward Unfriede unter denen, die - ohne würdig zu sein - eingeladen waren.
Es entstand Geschrei und Gezänk und Verlachen und viel entstand Verurteilen und Richten unter den Unwürdigen.
Es gab einige, die schauten nur auf den Wartesaal und dachten gar nicht an das eigentliche Fest. Sie untersuchten ihn in allen Details und einige sagten sogar, dies sei der Festsaal, es würde keinen anderen geben.
Und es gab welche, die zankten, wie lange es noch dauern würde, bis die Tür zum Festsaal geöffnet werden würde und erstellten vielerlei Berechnungen.
Und es gab so viel Streit und Zerwürfnisse und Unfriede, dass sich manch einer der auch zum Fest kommen wollte, sogar davor scheute, den Saal zu betreten. Und einige, die voller Vorfreude zum Fest kommen wollten, erschraken über das Zanken, so dass sie traurig wieder davon gingen. Abgestoßen, enttäuscht von denen die bereits warteten. Sie gingen, doch voll Sehnsucht im Herzen.
Es gab manches "Der darf hier nicht sein!" oder "Den hat der König nicht eingeladen!" oder "Solche will der König nicht!" oder "Was der tut, ist dem König nicht recht!".
Und nur wenige freuten sich auf das Fest voll Dankbarkeit in ihren Herzen und Lob auf ihren Lippen.
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Und plötzlich, unverhofft, erschreckend unverhofft, keiner wusste, wie es geschah, ward die Tür aufgetan und der Bräutigam war da. Auf einmal war er da!
Und es ward Stille.
Das Geschrei und Gezeter, das Anklagen und Verspotten, das Verhöhnen und Verachten verstummte.
Der Bräutigam sprach: "Kommt! Kommt zum Fest!"
Und alle Unwürdigen, eben noch damit beschäftigt auf die Unwürdigkeit der anderen zu sehen, wurden beschämt als sie die Herrlichkeit des Bräutigams sahen und sich der Festsaal vor ihnen öffnete.
Alle Augen sahen nur noch auf Ihn.
Und die Unwürdigen fingen an zu jubeln . . . und zu jubeln . . . und zu jubeln . . . in Ewigkeit!
Wer bist du, dass du einen fremden Knecht richtest? Er steht oder fällt seinem Herrn. Er wird aber stehen bleiben; denn der Herr kann ihn aufrecht halten. So wird nun jeder von uns für sich selbst Gott Rechenschaft geben!
Römer 14, 4 + 12
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